Maschinenbau Berufsalltag

  • Guten Tag,
    ich stehe kurz vor der Entscheidung mich für einen Studiengang zum kommenden Wintersemester zu entscheiden und schwanke zwischen verschiedenen Studiengängen. Maschinenbau kommt auch in meiner engeren Auswahl, trotz Bedenken und daher frage ich euch, wie sieht denn der Berufsalltag eines klassischen Maschinenbauingenieurs aus?

    Insbesondere an die Leute, die im Beruf sind, oder Praktikas in Maschinenbauunternehmen absolviert haben. Wie sah oder sieht euer durchschnittlicher Tag aus.

    Paar Stickpunkte würden mir auch reichen.

    Ganz naiv würde ich sagen, dass man neben Papierkram und vielen Meetings sehr oft vorm Rechner sitzt und Bauteile mithilfe von CAD-Programmen konstruiert. Oder man steht als Versuchsingenieur oft an Prüfständen und führt Versuche durch. Ich weiß, dass der Maschinenbau sehr vielseitig ist, und das kann auch von Nachteil sein, weil die Arbeit manchmal wenig mit dem zu tun hat, was man im Studium gelernt hat.

    Vielen Dank.

  • Jicore

    Hat das Thema freigeschaltet.
    • Offizieller Beitrag

    Also sich diese Frage vor dem Studium zu stellen ist schon mal ein guter anfang, anstatt mittendtrin zu merken, dass das alles keinen Spaß macht.


    Ich kann hier eher von meiner Erfahrung berichten und nicht für die Allgemeinheit sprechen, weil die Einsatzbereiche für einen Maschinenbauingenier, wie du selbst sagst, sehr vielfältig sind.

    Mein Projektpraktikum habe ich in der Qualitäskontrolle von Bauteilen aus dem Metall-3D-Druck gemacht. Viel Zeit habe ich am Pc verbracht. Einerseits habe ich eine Auswertungssoftware für Messdaten aus einer Maschine programmiert und einfache Probekörper mit CAD-Programmen erstellt. Andererseits musste ich mich in die Normen für die additive Fertigung einarbeiten. Andererseits habe ich mich mit der Vorbereitung von Fertigungsjobs am PC befasst und diese anschließend in Auftrag gegeben. Die Fertigung selber wurde dann aber eher von einem Handwerker an der Maschine durchgeführt. Ich war in einem Konzern und dort wurden die Aufgabenbereiche eines Ingenieurs und eines HAndwerkers deutlich getrennt. Bei anderen Praktika in kleineren Betrieben war diese Trennung nicht vorhanden. Da hat der Ingenieur auch mal an der Maschine gestanden.


    Einen groben Überblick, ob das Studium das richtige für dich ist gibt dir die Seite der RWTH: https://www.rwth-aachen.de/go/id/bnev

    Weiterhin helfen dir die Beschreibungen von unserer Fachschaft: https://www.fsmb.rwth-aachen.de/hilfreiches/downloads/

  • Wie groß war denn der Frauenanteil Abteilungsübergreifend in dem Unternehmen, und insbesondere in der Qualitätskontrolle8o? Ernstgemeinte Frage, weil ich mir nicht vorstellen möchte, aufer Arbeit nur von Männern umgeben zu sein.

  • Ich bin momentan im Praktikum im Bereich F&E (würde mal sagen, dass das nicht so der typische Frauenbereich ist, in Produktionstechnik/Wirting ist die Quote glaube ich höher) und von ca 30 Kollegen bei mir auf dem Büro sind wir mit 5 Frauen. Viel ist das natürlich nicht, aber ich muss ehrlich gesagt sagen, dass es mir auf der Arbeit relativ egal ist, welches Geschlecht mein Kollege hat. Man versteht sich ja trotzdem mit den meisten und ich finde, es macht für mich keinen großen Unterschied im Arbeitsalltag (hatte vorher Jobs,wo es einen hohen Frauenanteil gab).
    Pauschal kann man das aber vermutlich nicht sagen, ich vermute allerdings, dass der Prozentsatz meist bei +- 15% liegt, wie auch die Frauenquote im Studium.

  • @6g6 Die Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Was wünscht du dir denn? Dann kann man ggf. besser einordnen ob und wenn ja welcher Bereich des Maschinenbaus für dich in Frage kommt.

    Ich bin in einem sehr Produktionsnahem Umfeld eingesetzt. Sprich ich bilde eine Schnittstelle zwischen vielen Abteilungen (insb. Engineering, Einkauf, Marketing, Disposition, Qualität und Management) und sorge dabei für einen reibungslosen Ablauf von produktionsrelevanten Projekten.

    Klassischer Papierkram fällt bei mir in Form von Status- und Projektberichten, Stellungsnahmen, Schriftverkehr mit Lieferanten etc. an.

    3D-CAD Zeichnungen fertige ich höchst selten an. Maximal um meine händischen Skizzen zu unterstützen.

    Meetings: ca. 30% des Tages - Tendenz sinkend

    Verwende ich mein im Studium gelerntes Wissen? Ein ganz klares Jaein! Mechanik, Thermodynamik und Maschinengestaltung z.B.. Ich habe noch nie explizit was berechnet. Aber ich weiß wie es (grob) funktioniert und kenne die Hintergründe. Das hilft generell bei realistischen Entscheidungen enorm. Management-Tools sind hingegen deutlich häufiger im Einsatz.


    OT:

  • Wie groß war denn der Frauenanteil Abteilungsübergreifend in dem Unternehmen, und insbesondere in der Qualitätskontrolle8o? Ernstgemeinte Frage, weil ich mir nicht vorstellen möchte, aufer Arbeit nur von Männern umgeben zu sein.

    Meiner Erfahrung nach wirst du deine Freundin eher nicht im Studium oder Beruf kennenlernen. Im nächsten Leben werde ich Medizin oder Psychologie studieren ;)

  • Meiner Erfahrung nach wirst du deine Freundin eher nicht im Studium oder Beruf kennenlernen. Im nächsten Leben werde ich Medizin oder Psychologie studieren ;)

    Ich weiss, scheint teilweise schwer vorstellbar zu sein, aber es soll auch Menschen geben, die ein ausgeglicheneres Verhältnis nicht nur deshalb erstrebenswert finden, weil sie in jedem Weibchen/Männchen die/den potentielle(n) zukünftige(n) Partner(in) sehen ;)


    Aber um auch was ON-Topic zu schreiben: Bei Praktika und anderen (wenn auch Zeitlich nicht ausgeprägten) Berufseinblicken und über Bekannte habe ich sehr deutlich den (subjektiven) Eindruck erhalten, dass sich das RWTH-Verhältnis im Berufsleben in klassischen Ingenieursberufen wahrscheinlich eher fortsetzt.

  • Der Großteil der Firmen hat auch nicht-Ingenieure eingestellt. Und heutzutage wirst du auch mit denen arbeiten müssen (Stichwort Schnittstellen). Einkauf, Controlling, Vertrieb, Quality Management, Supplier Quality, Logistik, Supply Chain, HR, Buchhaltung/Rechnungswesen, Marketing nur um mal ein paar Bereiche abseits der "klassischen" Entwicklung anzusprechen. Und auch als Ingenieur kannst du dich in diese Abteilungen reinentwickeln, wenn du willst. Alles eine Frage deines persönlichen Schwerpunktes. Und so nicht-techschnisch sind einzelne der Bereiche oft auch nicht.


    Das Studium gibt dir hierfür eine kritische Denkweise und ein paar vereinzelte Werkzeuge. Der Inhalt aus dem Studium selbst bringt dir am Ende jedoch nicht allzuviel. Die Formeln wirst du im Großteil der Jobs nie anwenden. Am Ende ist das Wichtigste aus dem Studium, die Situationen technisch "einzuschätzen" bzw. nachzuvollziehen und die richtige Fragen an die richtigen Leute zu stellen. Dabei hilft dir die im Studium trainierte Denkweise.

    Du wirst dich als Absolvent in jeden Beruf erstmal viele Monate bis hin zu Jahren einarbeiten müssen. Und wenn du dich dann in deiner Position halbwegs sicher fühlst, arbeitest du neue Kollegen ein und bist hocherfreut, kritische Fragen eines "Neuen" zu bekommen, der die standardisierte Gewohnheit noch/wieder in Frage stellt. Auch daran kann man sich persönlich noch weiterentwicklen.

  • Ich klinke mich noch mal ein :) ich mache ja wie oben geschrieben ein Praktikum im Bereich F&E und wende schon viel meines Wissens aus dem Studium an. Das Feld, in dem ich hier arbeite ist aber schon ziemlich spezialisiert, ca. 90% der Angestellten hier haben promoviert. Ich bin in der Kühlungsoptimierung tätig und da braucht man schon recht viel aus WSÜ, Strömi, Thermo usw. wieder, was mir wirklich gut gefällt. Ich hab mich durch das Studium schon gut vorbereitet gefühlt auf das Praktikum.

    Mein Arbeitsalltag besteht viel aus Matlab, Simulink und Excel, außerdem PowerPoint, um die Ergebnisse für Kollegen zusammenzufassen und übersichtlich darzustellen. In Meetings bin ich nicht so sehr einbezogen, weil ich meiner Vorgesetzten eher zuarbeite, aber ich weiß, dass sie jeden Tag 1-2 Meetings mit Kollegen hat, um verschiedene Projekte zu koordinieren. Ich finds super interessant! Maschinenbau ist aber so vielseitig, wie man schon an den Beiträgen hier sieht. Du kannst damit in so ziemlich jede Richtung später gehen und zum Beispiel auch Vertriebsingenieur werden und viel Kundenkontakt haben. Oder vor Ort in unterschiedlichen Ländern den Aufbau von Anlagen koordinieren. Die Möglichkeiten sind wirklich endlos!

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